Neues aus dem Geisteszentrum

Natürlich gibt es nichts Neues aus dem Geisteszentrum. Außer, dass die jetzt die Kraftmaschinen austauschen wollen oder zumindest einen Teil davon. Heute war ich etwas später dran als sonst, erst gegen 9 Uhr, und da es Sonntag ist, sieht man auch andere Gesichter, respektive, andere Figuren; kurz, die Wochenendnerds entern den Laden. Man erkennt sie daran, dass sie lustlos auf den Geräten hocken und in den Satzpausen ins Leere starren, als hätte die Gattin sie aus dem Hause gejagt, damit sie mal den  Glutäus maximus von der Couch lüften. Da sitzen sie nun verdrossen, und wenn man sie anspricht um in ihren Pausen das Gerät zu benutzen, reagieren sie muffig.  Dieses Verhalten sind sie der unfreundlichsten Stadt der Welt schuldig.

Ich denke mir, warum bleiben sie nicht zu Hause, warum mampfen sie nicht noch einen «Mohr im Hemd», saufen noch a Achterl zum Frühstück oder schießen sich eine Kugel in den Kopf?
Aber wenn sie auch nicht so aussehen und sich nicht so verhalten wie wir Werktagsmorgentrainierer, sind es doch Menschen, wie man sagt, trainierende Menschen; Menschen, die einen Monatsbeitrag zahlen und deswegen das Recht haben auf den verdammten Maschinen zu hocken, niemanden dranzulassen, bis sie mit ihrem Stieren fertig sind.

Zu Hause lese ich dann in einem Interview mit einem Autor, Ex-Verleger und Liedermacher, dass Wien und Österreich bei Depressionserkrankungen und Selbstmorden ganz vorne rangieren. Und dann frage ich mich, woher das rühren mag, in dieser prächtigen Stadt, mit der höchsten Lebensqualität aller europäischen Städte. Nicht mal Zürich – wo man nur schon wegen der abartig hohen Mieten Grund genug hätte, sich einen «Tunnel in den Schädel zu bauen» -, kann diese unfreundlichen Millionen schlagen. Strange. Sage ich.

Aber ich habe da meine eigene Theorie: Hier, in dieser weichgespülten DDR, wo für den Menschen von der Wiege bis zur Bahre gesorgt wird, wo das Parteibuch und andere Zugehörigkeiten das Fortkommen bestimmen, wo mit «Leistung» eben diese Zugehörigkeit gemeint ist, und nicht die «Leistung» wie ich sie kenne; in dieser fortwährenden Fremdbestimmung, in der Nepotismus und Korruption so wunderprächtig gedeihen wie Algen in einem gekippten Gewässer, da nagt dann auch der Grant an einem. Ein seltsamer Grant, ein nicht als Grant erkannter Grant, denn es gibt eigentlich keinen offensichtlichen Grantgrund, nur dieses alles anätzende Unbehagen, dieser Hass auf den anderen, den man einfach abartig hassen muss, aus den verständlichsten und bestargumentierbarsten Gründe der Welt: Weil es ihn gibt!

Zum Glück ist Morgen wieder Montag. Da haben wir wieder Ruhe für 5 lange, schöne, süße Trainingstage …

Außer, so ein Anderer kreuzt auf …