Da hilft nix

Man muss ja das ewige nach rechts rücken und das ewige Fortbestehen der großen Koalition in Österreich nicht mehr kommentieren. Schon gar nicht als Ausländer, als einer von etwa 800’000 anderen, nicht Wahlberechtigten.
Ich möchte aber doch auf den Block des Kollegen Dobler verweisen, der die Bayern Wahl mit diesem Kommentar bedachte:

SERVUS, BAYERN

Ist auch hier gültig. Da hilft nix.

Das Sprüchemuseum (28)

«Ich kann Betrunkene nicht ausstehen. Nicht mal besoffen.»

Ausspruch eines unserer Redaktionsmitglieder, das namentlich nicht erwähnt werden möchte. Mobbinggefahr.

Wir sagen: Da bedarf es dringend einer Korrektur. Auf ans Oktoberfest. Zur Kur.

Der beste Block aller Zeiten

Heute gelang mir der beste Block aller Zeiten. Der Zug rollte gerade aus Salzburg hinaus, verließ das Land Austria, fuhr ganz langsam über eine Brücke, und ich sah auf den fetten, Andeer-Granit-grünen Fluss hinunter, und da war er auch schon da, der beste Block aller Zeiten. Ich meine, ich war eben am Schreiben und während ich schrieb und mir dabei beinahe die Tränen kamen, rollte der Zug immer schneller nach Deutschland, fiel ein in dieses Land, wo es gerade satt regnete, und dann war das WLAN weg und mit dem WLAN der beste Block aller Zeiten. Nicht zwischengespeichert.
Daraufhin weinte ich wirklich, hörte mir Willi Nelson und Jorma Kaukonen an, starrte aus dem Fenster bis wir bei Kufstein über den Inn wieder nach Ösi-County pressten, wo das WLAN wieder kam, aber der beste Block aller Zeiten nicht. Aber dafür ein verficktes Tiroler-Gleis-Geschüttel das einem die Finger durcheinanderwirbelte und man jedes Wort 4 Mal schreiben musste, bis nur noch zwei Tippfehler drin waren.
So eine Scheiße, sage ich. Echt.
So ein Block wird mir nie wieder gelingen. Niemals. Und kein Schwein hat ihn gelesen. Und wer ist schuld? Natürlich wieder mal keiner.
Na ja. Ich vielleicht…

Romancier-Tränen

Eines unserer älteren, grantigen Redaktionsmitglieder wurde auserwählt, an einem internationalen Slam Poetry Wettbewerb als Juror zu fungieren. Ein Wettbewerb, wo sich die Kapazunder des Slam um Summen matchen, die einem popeligen Romanautor die Tränen in die Augen treiben. Es tut richtig weh und ruft mir in Erinnerung, wie ich letztes Jahr bei der Verleihung eines Literaturpreises in Solothurn zugegen war. Die Laudatio dauerte länger als der Autor danach brauchte, um den Geldpreis an der Bar zu vertrinken. Traurig, traurig, traurig.

Wenn man die Kapazunder des Slam, die sich um Födergelder den Mund zerfransen auf den Bachmann-Wettbewerb umlegen würde, dann wäre es, als würde die Oberliga der deutschsprachigen Literatur um die Wette lesen: Jelinek, Handke, Walser, Grass, Enzensberger et alii.

Aber vielleicht täuscht sich unser älteres und grantiges Redaktionsmitglied auch. Zum Glück schreibt es keine Romane. Oder etwa doch?

Die Litterer und die Cleaner

Heute las ich, dass in der Schweiz ein «clean-up-day» veranstaltet wurde. Bürger machten sich auf, um den von anderen Bürgern auf öffentlichen Plätzen u.ä. liegengelassenen Müll wegzuschaffen.
Mit dieser Aktion wolle man ein Zeichen gegen das «littering» setzen.

Ich frage mich, ob es sich hier um den weltberühmten Humor der Eidgenossen handelt oder ob man sich vielleicht nur in der Wortwahl vertan hat, oder, ob es sich gar um eine andere, ebenfalls weltberühmte helvetische Eigenart handelt: Das Hinterherputzen. Die einen littern und die andern cleanen. Das nennt man wohl Arbeitsteilung.

Ob mit dem Hinterherputzen bei Mülliegenlassern allerdings das richtige «Zeichen» gesetzt wird, darf man hinterfragen.

Setzt das «Rote Kreuz» ein Zeichen gegen Krieg, wenn es auf dem Schlachtfeld die Überlebenden zusammenkratzt, einsammelt und wieder aufpäppelt?

Vielleicht würde (ich weiß, dass kommt jetzt ganz reaktionär) ein bisschen Erziehung Abhilfe schaffen. Vielleicht schon bei kleinen Kindern?

Das Sprüchemuseum (27)

» Ein Fünfzigjähriger «Neuankömmling» würde in Österreich nie gedruckt werden. In Ö. gilt nämlich für Autoren ein normierter «cursus honorum», der für alle Gremien der Literaturszene als quasi biblisches Gebot gilt. Die Stufen sind folgende: Ein angehender Autor muss Germanistik studieren. Promotion nicht Pflicht, aber von Vorteil. Mit Mitte 20 dann das sogenannte Roman-«Debüt», das mit öffentlichen START-Stipendien und Länderstipendien finanziert wird. Ein «Literaturverlag», der von staatl. Verlagsförderung lebt und nicht vom Buchverkauf, übernimmt das Projekt. Da die Verlagsleute in den BMUKK-Förderjurys, den Ländergremien und den Preis-Jurys sitzen, regnet es nun Projektstipendien, Literaturpreise usw. Mit 35 kommt das Musil-Stipendium (50.400 E.), mit 40 kauft die ÖNB den «Vorlass», mit 50 «Verdienstkreuz usw. …»

Posting von «ZentralsekretärDADA» im «Standard-Online» zu einem Artikel über den US-Autor Donald Pollock, der mit 50 Jahren als Romanautor debütierte.

Wir sagen: Können wir nicht beurteilen, aber es klingt so gut, dass es einfach wahr sein muss.

Das wunderbare Land der Unfehlbaren

Drei Polizeibeamte und ein Sanitäter – tot. Erschossen. Von einem «Wilderer», «Jäger», «mutmasslichen Täter», «Einbrecher», «Waffennarren», «Amokschützen».

In so einem Fall gibt es oft Kritik. Am Einsatz der «Cobra», dieses Mal sogar intern. Zu wenig Beamte, fehlende Ausrüstung usw. Aber im wunderbaren Land der Unfehlbaren wird Kritik allemal  entrüstet von sich gewiesen. Sie ist per se unberechtigt. Immer. Toujours. Siempre. Vedno. Daima.

Wer hat schuld? No na. Der Täter.

«Zudem sei die Frage der Ausrüstung im vorliegenden Fall nicht relevant, da der Täter außergewöhnlich brutal vorgegangen sei.»

Das erinnert an jenen Karate-Schwarzgurt, der, nachdem er vom Straßenschläger die Fresse poliert bekommen hat, meinte: «Der Typ hat einfach die falschen Fehler gemacht.»

Wie man’s besser macht (für die Beamten), zeigten die Kollegen aus Wien. Wobei vor allem der letzte Abschnitt einen das Fürchten lehrt:

http://kurier.at/chronik/wien/wega-einsatz-in-wien-liesing-elite-polizisten-im-visier-der-justiz/16.941.859

Das wunderbare Land der Gedächtnislücke

Eine sehr ernste Bunch of Schmähtandlers machte einst den Vorschlag, den österreichischen Charme ins Unesco-Weltkulturerbe zu pushen. Ging nicht durch. Ganz dämlich ist das Ausland dann doch nicht.

Ich hätte einen anderen Vorschlag, für die Aufnahme ins Welterbe: Was ist österreichischer als schlotziger Charme, fette Korruption und politische Verantwortungslosigkeit? Genau. DIE GEDÄCHTNISLÜCKE.

Sie ist, sozusagen, die letzte Konsequenz allen iridischen Tuns. Die gemeine Gedächtnislücke austrosiensis. Sei es U-Ausschuss, sei es Gerichtsverhandlung, sei es Journalisteninterview, sei es staatsanwaltliche Befragung, wurscht, was auch immer es ist: Zuverlässig wie nichts anderes, steht sie ihren Mann und ihre Frau.

Die Gedächtnislücke for Weltkulturerbe! Aber subito!

Grüßauguste und Ahnungslose

Für einen Landesfremden, in einer Demokratie Großgezogenen, ist die österreichische Politik ein unerschöpflicher Quell unendlicher Langeweile oder spastischer Erregung. Dass meine Kinder hier großwerden, ist bisweilen Anlass zu zweiterem, die unendliche Langeweile – die mit der gemeinen Verachtung Händchen hält – wird immer wieder befeuert durch die zur Schau gestellte Ahnungslosigkeit der Politiker. Man darf ruhig sagen: Sie wissen nie irgendwas. Sie erfahren alles durch die Medien. Sie weisen jede Verantwortung entrüstet von sich. Ein nichtwissender, ahnungsloser Austro-Politiker ist im Grunde, eine Tautologie.

Dann gibt’s noch sein Pendant in der Wirtschaft, den CEO-Grüßaugust. Zum Beispiel – gerade aktuell – den Rudolf Fischer, Vorstand der Telekom Austria, der mit seiner Unterschrift einen mächtigen Batzen für die ehemalige Haiderpartei los gemacht hat, damit sie der Telekom gewogen sein möge (als sie noch in der Regierung war).

Während Kollegen und Lobbyisten in dieser Causa vom Richter Knast ausfassten, kam Fischer ungeschoren davon. Er habe «den Vergabeakt gegengezeichnet – allerdings «vorsatzlos», wie es in der Urteilsbegründung heißt. Ein Grüßaugust mit Millionengehalt.

Jetzt ist bald Wahl. Das Volk wählt seine Grüßauguste und seine Ahnungslosen.
Warum es das immer noch gehorsam tut, ist mir längst kein Rätsel mehr …

J.R.C.

Heute vor 10 Jahren starb Johnny Cash. Zufällig waren sein Biograf Franz Dobler und ich zur selben Zeit in St. Gallen. Marcel Elsener schrieb im Tagblatt darüber und erhielt prompt einen Preis:

http://www.tagblatt.ch/altdaten/tagblatt-alt/tagblattheute/sg/kultur/tb-sk/art768,2043432

Genaus so war es…