Kehrt um

Vor noch nicht allzulanger Zeit, war Deutschland anders. Der Ton. Die Debatten. Wohltuend anders. Sachlich. Eher kühl. Manchmal so lösungsorientiert wie die Schweiz. Aber das ist vorbei. Jetzt hat Deutschland die Uli Hoeneß-Steuergerechtigkeits-Debatte. Und nun geht’s flott nach oben, jetzt wird die Chose auf österreichischen Emotionalstandard gepumpt. Deutschland verösterreichert. Verze-es-ut.

Man bedient sich in der Debatte aus dem Wortschatz der Heuchler, und des Beziehungskistenknatschs bei Kalwass: Sünder, verzeihen, enttäuscht, menschlich.
62 % der Deutschen finden Hoeneß «menschlich». No na. Was denn sonst? Tulpisch? Oder steinisch? Gar zebraisch?
Die Birnen werden weicher. Merkbar.
Hoeneß ist menschlich, weil er seinen alten Kumpel Müller nicht versumpfen ließ und ihm einen Job verschaffte? Sapperlot. Wir sind beeindruckt. Friedensnobelpreis verdächtig, sagen wir.
Für jeden anderen allerdings, eine Selbstverständlichkeit, einen Freund nicht hängen zu lassen. Zumal es den «Menschlichen» nullkommagarnichts kostet.
Ich kann mich da nur wundern. Ist es bei euch jetzt auch schon so weit? Seppldummes Emogestammel statt Fakten? Wie hier?
Ich sag’s euch: Das ist nicht schön, liebe Deutsche.
Kehrt um, solange es noch Zeit ist …