«Allein unter Deutschen»

Jetzt, wo ich mit Tuvia Tenenboms «Allein unter Deutschen» durch bin, frage ich mich, warum ich es überhaupt gelesen habe. Das Buch ist dick. Wie der Autor. Und es hat einige schwere Hänger, so ab Seite 120-300. Aber da hab ich drübergeblättert und es zu Ende gelesen.
Zum einen, weil Tenenbom gut schreibt. Klar, kurz und knapp und verständlich. Außerdem ist er kein «Guter». Er ist ein ziemlich gemeiner, fallenstellender, listenreicher, mitunter sarkastischer Unterhalter. Er ist auch furchtbar klug und stellt unglaublich scharfe Fragen. Darum hab ich’s gelesen. Aber auch, weil ich Tenenbom aus der «Zeit» kenne. «Fett wie ein Turnschuh», hieß seine Kolumne. Da machte er sich über Typen – wie mich – lustig, die in Geisteszentren rumtun und ihre Muskeln päppeln und bürsten. Sehr komisch.

«Allein unter Deutschen», ist auch komisch. Aber nicht so. Was bei seiner Reise durch Deutschland rüberkommt, seinen Interviews mit Promis und nichts so Prominenten, mit Imams und Linken und Zufallsbekanntschaften, hat, wie man erfährt, in Deutschland für «Skandale» gesorgt. Wobei ich dazu tendiere den «Skandal» als Verkaufsförderungsmaßnahme zu sehen, den es gibt keinen Skandal, und was Tenenbom an permanentem Antisemitismus und Dummheit zu Tage fördert, kann nur überraschen, wer zurückgezogen in einer Einsiedelei lebt.
Aber das ist nicht spezifisch deutsch. Das hätte er in jedem anderen Land auch gekriegt. Nur nicht so existentiell, so wahnhaft, obsessiv und blöde. Vermute ich. Diese Fixierung auf Israel. Die Palästinenser. Die Juden. Irgendwie strange.

Es ist ein gutes Buch. Es ist ein schlechtes Buch. Es ist ein Buch, das lesen sollte wer sich nicht so schnell gruselt und auch, wer etwas über sich selber erfahren möchte.
Und in all den Demenz-und Bankerromanen, all den Büchern über ostdeutsche Familiengeschichten und Fahrradreparturanleitungen schwimmt es gefährlich rum, wie der Hecht im Karpfenteich.

Fazit? Es ist noch nicht vorbei … Vielleicht nie.