Kurzroman (3)

Als ich oben die Tür hörte, hatte der Verleger bereits aufgelegt, aber seine Worte hallten noch nach, ich hatte dieses Gefühl, spürte sie schmerzlich in meinem Gehörgang, und jetzt drang durch die geöffnete Tür der Straßenlärm, ein Trambahnfahrer der die Glocke schrillen ließ und – vermutlich – einen Rentner mit Rollator von den Schienen scheuchte, der, vom Männerheim kommend, die Porzellangasse queren wollte.
Ja, die Porzellangasse in Wien. Unweit von der Strudelhofstiege, die der Nazi Heimito von Doderer in seinem wulstigen, berühmten Buch beschrieben hatte. Er wurde hier sehr verehrt. Von den einen wegen ersterem und von den anderen wegen beidem und von den dritten – und das waren meine Lieblinge, weil er adlig war.
Die Schritte auf der Treppe hörten sich nach Frau an: Leicht, trittsicher, holzhart.
Dann stand sie vor mir. Sie trug ein Kopftuch und redete französisch. Französisch? In Wien.
Ich hatte schon lange kein französisch mehr gehört, und die weichen Silben mussten in meinem Ohr erst die ganz und gar inakzeptablen Verlegersprüche auf dem Amboss weich klopfen. «Schreib endlich einen Thriller, Sauser!»
«Jamais!», sagte ich, «Jamais!»
Die Frau, eine Magrebinerin, sah mich unsicher und etwas erschrocken an.
Warum kam sie hierher? In dieses Loch? Wer schickte sie? Was wollte sie?
Es war egal. Ich würde ihr alles geben, was sie begehrte.
Nach Heimito von Doderer war doch eh schon alles wurscht…