Stinkweckennotar

Wer sich in letzter Zeit ein wenig an die Öffentlichkeit (österreichische) begab, zufällig Schweizer ist (wie ich), der konnte was erleben, der kriegte was zu hören. You know, die Schweizer Banken. Die Schweine. Ein ganzes Volk, das von den hinterzogenen Steuern anderer Staaten lebt. Skandal!
Neulich hat sich Kollege Alex Capus ein bisschen darüber beklagt, dass er nun als Schweizer in Sippenhaft genommen wird. Er, als Sozialdemokrat. Wegen der Banken. Das versteh ich.
Aber mir gefällt’s.
Endlich ein «bad guy»-image. Als Schweizer! Aber hallo, das musst erst mal zsammbringen! Und ich gönn’s ja den Österreichern. Nach Jahren der Haiderei, wo sie im Ausland mit jenem Mann gleichgesetzt wurden, der ein ganzes Bundesland zum österreichischen Griechenland gemacht hat. Sollen sie sich ruhig ein wenig abreagieren.
Natürlich verheimliche ich ihnen nicht, dass Österreich, zusammen mit Luxemburg, in der EU den automatischen Informationsaustausch der Banken mit Boykott belegt hat, um in der Steuerfluchtsache konkurrenzfähig zu bleiben. Aber das ist halt nicht so interessant wie die Schweizerbandidos.
Wie auch immer: Ich finde den Gegenwind erfrischend.

Als ich dann gestern, ziemlich patriotisch gestimmt, den late night talk von «Giacobbo/Müller» guckte, kam ich gerade recht, um den süsselnden billigen Jakob des linksbayrischen Songwritertums, den Konstatin Wecker, ans Piano marschieren zu sehen. Ich dachte nur: Jetzt kommt’s: Die Banken. Aber er ging in seinem Intro darüber hinaus, clever, denn er zog die Bundeskanzlerin Merkel heran (Achtung! Selbstkritik!), erklärte dem Publikum was ein Anagramm ist, und das Bundeskanzlerin zu «Bankenzinsluder» wird. Well done, Burli.
Der Schmäh hat zwar einen Bart wie ein koranverteilender Salafist auf dem Bamberger Marktplatz, aber das Schweizer Publikum (das ja wahnsinnig langsam ist, wie man im Ausland weiß), kennt ihn womöglich noch nicht.

Daraufhin gab ich mir eine Minute Zeit und bastelte auch ein Anagramm zu Konstatin Wecker: «Stinkweckennotar». Der volle Wegschmeißer, oder?

Dann gabs vom Bayern noch ein bisschen Häme für die USA, ein bisschen christliche Rhetorik für 7-Jährige, Lebensweisheiten aus dem hausschweineren Poesiealbum und fertig war der linke Liedermacher.

Und auch wenn ich nach Weckers Auftritt Lust auf einen Parteibeitritt zur SVP verspürte, so wusste ich doch, dass es meine Pein nicht lindern würde. Denn auch diese Partei hat immer recht.

Ich würde nur einer Partei beitreten, die darauf besteht, Unrecht zu haben. Diese Partei gibt es bereits. Sie heißt: Rock’n Roll.

Und da bin ich bereits Mitglied.

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