Bettlerin mit Hund

Heute las ich, dass gestern im ORF, bei «Die große Chance», ein Hund den Talentwettbewerb gewonnen hat. Das ist in dieser Stadt nur konsequent. Denn besser als ein Hund, sind nur zwei Hunde. In Wien ist der Hund dem Menschen der wahre Mitmensch. Der Sandmann, der feuchte Träume zu misanthropischen Untertanen bringt: gehorchend zu befehlen. Nun denn. Wer hat etwas anderes erwartet?

Als ich heute aus dem Geisteszentrum kommend zum Supermarkt ging, sah ich die rumänische Bettlerin nahen, die den Platz auf der Treppe des Kaufhauseingangs einnehmen wollte. Ich gebe ihr nie etwas, weil ich zweimal Zeuge geworden bin, wie sie meine junge Lieblingsbettlerin ganz fürchterlich angeschissen und niedergebrüllt hatte, und da ich sehr nachtragend bin, kriegt sie nie was. Obschon sie immer mit picksüßer und falscher Stimme grüßt. Nie. In alle Ewigkeit.

Heute aber, hatte sie einen Hund dabei. Einen kleinen Köter, der aussah wie eine Mischung aus Pitbull und Lumpi, und sie hieß ihn neben sich Platz nehmen.

Das war, fand ich, eine echte Innovation und eigentlich – in der Wirtschaftswelt – preisverdächtig. Verdammt, da musste man drauf kommen. Bettlerin mit kleinem Hund! Das war einfach Klasse!

Als ich an ihr vorbei ging, grüßte sie wie immer, und heute sagte ich nicht nichts, sondern heute lächelte ich und sagte: «Bravo! Gute Idee.»
Aber kriegen tat sie nix.