Selbsternannt

Die Hitze ist durch, und ich sah eben den Ösi in deutschen Diensten, den großartigen Matthias Steiner, wie er beim Reißen unter die 196 Kilo Hantel geriet. Sehr unschön, man konnte sehen wie die Hantelstange sich bog, als sie dem Athleten ins Genick prallte. Aber er nahm keinen Schaden. Danke, Apoll!

Aber ich nahm beinahe Schaden, als ich wieder einmal  in einen Artikel von meinem Lieblingsphilosophen-Darsteller Ritschi Davy Precht kuckte, und gleich zu Beginn ( zum Glück) auf die Formulierung: » … selbsterklärte Realisten …» stieß. Nun, «selbsterklärte» entspricht in etwa dem bekannteren und sehr beliebten «selbsternannt», ist nur ein wenig «more sophisticated» und passt gut zum unserem Precht. Steht ihm.

Nun ja, das ist so eine Sache, man liest es immer wieder: selbsternannte Kritiker, selbsternannte Schriftsteller, selbsternannte Önologen, selbsternannte Linkslinke, selbsternannte Anarchisten, selbsternannte Konsumverweigerer, selbsternannte Satiriker, selbsternannte Blogger, selbsternannte Eltern, selbsternannte Claqeure, selbsternannte Selbsterklärer und so weiter und so fort.

Was soll das?

Muss ich mir, wenn ich Precht kritisiere oder die Politik, einen Schein ausstellen lassen? Einen «Permis critique» sozusagen, der mich von Amtes wegen berechtigt, meine Meinung kundzutun? Und wer sollte den ausstellen? Und ist unser Philosophendarsteller Precht, der «die selbsterklärten Realisten» in die Mangel nimmt, nicht auch ein selbsterklärter Kritiker der selbsterklärten Realisten?

Tja, das sind so Fragen, die einem «Selbsternannten» an einem etwas kühleren Abend, nach dem selbstabgesteckten Tagwerk, so durch die Marille rauschen.

Es wäre interessant zu erfahren, ob dieser Terminus auch in anderen Ländern, außer den deutschsprachigen, so oft und so negativ konotiert, in Gebrauch ist? Oder ob es nur den Untertanen von Austria, Germanien und Helvetien vorbehalten ist, sich über jene zu ereifern die für sich selber denken, tun und lassen?

Was meint ihr, ihr selbsternannten Blogleser?