Warnung

Ban-ki-moon warnt vor einem religiösen Krieg in Syrien.
Juncker warnt vor einem Zusammenbruch der Währungsunion.
Putain warnt die Opposition.
Obama warnt China.
Die CDU warnt die FDP.
Rösler warnt vor den bodenlosen Fass Griechenland.
Die Uno warnt vor einer humanitären Katastrophe in Darfur.
Günther Grass warnt Israel.
Tom warnt Jerry.
Der Pappi warnt die pubertierende Tochter.
Die Tochter warnt die Mutter vor Kosequenzen die die Konsequenzen zeitigen würden.
Der Verlag warnt den Autor, das Typoskript endlich beizubringen.
Der Autor warnt die Muse.
Die FiK-er aus Kärnten warnen vor Neuwahlen.
Die Grünen warnen vor Demokratieverlust.
Der Bundespräsident warnt vor zuviel Demokratie.
Datenschützer warnen vor Facebook.
Die Anleger warnen Zuckerberg.
Zuckerberg gibt vielleicht eine Gewinnwarnung aus.
Börsenguru Soros warnt vor allzuviel Warnungen.
Demoskopen warnen vor Politikverdossenheit.
Demografen warnen vor Überalterung.
Ernährungsspezialisten warnen vor Übergewicht.
Die Antiraucherliga warnt vor Passivrauchen
Die Waffenschmieden warnen vor Arbeitsplatzabbau, sollten keine Waffen in Krisengebiete geliefert werden.
AKW-Betreiber warnen ebenfalls vor Arbeitsplatzeinbußen, sollten keine AKW’s mehr gebaut werden können.

Und sonst? Was gibt’s heute zum Abendessen?
Eierschwammerl aus Tschernobyl.
Fein.

Songdog unterstützt «Pussy Riot»

Songdog wird tun, was möglich ist, um den KGB- Schergen Putain hinter Gitter zu bringen.

Songdog setzt sich dafür ein, dass Putain-Freunde wie Gasnosse Schröder hier keinen Fuss mehr auf die Erde kriegen.

Songdog betet Rosenkränze in Mariazell für Gasprom-Veilchen Beckenbauer, damit ihm nicht plötzlich der Saft abgedreht wird. Oder ist es andersherum?

Songdog ist solidarisch mit «Pussy Riot». Ein «lupenreiner Demokrat» wie Putain hat kein Recht, für Majestätsbeleidigung 7 Jahre Gefängnis zu fordern, und so zu tun, als gäbe es eine unabhängige Justiz.

Songdog ist der Meinung, dass der Ösi-Kranz-Schwimmer Markus Rogan heute in seinem Interview nicht Hermann Maier, sondern Putain, gemeint hat.

Free Pussy Riot!

Der Humanist

Es muss einfach gesagt werden: Wenn Wien im Juli und August keine Hitzewelle durchmachen muss, ist es richtig gut hier. Man sieht wieder mal Lücken in den endlosen Barrikaden der geparkten Autos, man denkt sich, hey, was ist denn hier los?, und dann fällt einem ein, dass Schulferien sind. 2 Monate lang.

Die Touristen krebsen für Gotteslohn durch den 1. Bezirk und begaffen den klassizistischen Mist. Aber hierher verirrt sich höchstens mal ein Italienisches Pärchen, das in fürchterlichem Englisch nach dem Belvedere fragt, und dem ich in meinem besten Italienisch eine Wegbeschreibung liefere. Auf dass sie denken mögen, wir alle hier sprächen leidlich gut italienisch, und dass sie sich nicht mehr so scheiße fühlen, wenn der gemeine Austriake, Germane oder Helvetier mit seinem heimatlichen Idiom, bei ihnen zu Hause einfällt.

So bin ich eben: Immer um Ausgleich bemüht. Um Gerechtigkeit. Immer auf der Hut, damit der andere sein Gesicht wahren kann, freundlich, hilfsbereit wie ein Pfadfinder, zuvorkommend, gütig lächelnd und gemessenen Schrittes das Geisteszentrum aufsuchend. So kennt man mich hier.
So wird der wuchtige Mann allerseits respektvoll gegrüßt, wenn er wieder mit dem Einkauf für die Familie des Weges kommt: Der Kneipier, der Schuster, die Frisörin, die Kassiererin im Supermarkt, der alte Bettler und die kauernde Bettlerin mit dem Styroporbecher voll Münzen, alle.

Das ist der Misantroph at his best: Wo der Mitmensch sich rar macht, zeigt er sein wahres Gesicht. Er ist eigentlich Humanist. Wie der Pornograf Puritaner.

Des wiad a Hetz

Es gibt hierzulande Leute, die der Meinung sind, dass es hierzulande Leute gäbe, die «Korruption für ein Kavaliersdelikt halten». Diese Leute sind herzig. Korruption wird nicht für ein Kavaliersdelikt gehalten. Korruption wird für gar kein Delikt gehalten.

Dann gibt es noch Leute, die der Meinung sind, dass das Verhalten der korrumpierten Politiker auf das System abfärbe. Die sind auch herzig. Es ist das System, dass auf die Politiker abfärbt.

Jetzt ist die Erregung wieder mal groß. Süß.
Nun wird davon gesprochen per 2/3 Bundesratsbeschluß den vollkommen maroden Kärtner Landtag aufzulösen. Das ist einfach köstlich. Und wir werden zuschauen können, wie im Arsenal der Waffen, zuerst, comme toujours en Autriche, nach der größten Keule gegriffen wird. Diese wird alsbald wieder hingelegt und man schreitet die Auslage der immer kleiner werdenden Keulen ab, bis man schließlich vor einem mit Spucke angespitzten Wattebäuschchen steht, es aufhebt, aber gleich wieder hinlegt, da es möglicherweise einem Parteigenossen ins Auge fallen könnte.

So geht’s lustig dahin, bis alle hierzulande die gleichen Gaunerfressen haben, wie Grasser, Dörfler, Mensdorff-Pouilly, Strasser, Scheuch,  Dobernig und der Rest der Fidelen, die Österreich aus dem Gefängnis heraus regieren werden.
Des wiad a Hetz!

Ja, es ist schön heute Abend

Es ist 21h30 und ich sitze bei offenen Fenster bei der Arbeit, fabriziere den Satzspiegel für ein Buch, lese den letzten Abschnitt des Buches, meines Buches, und finde ihn schön; ein wenig traurig, wie alles Schöne, und während ich das tue, höre ich draußen im Hinterhof den südlichen Chor der Zikaden. Es werden jedes Jahr mehr.
Sonst ist es still, bis auf das gelegentliche Schmettern der Feuerwehrhörner in der Favoritenstraße und das verhaltene, aber stete Brausen des fernen Gürtel-Verkehrs. Er hört sich an wie das Meer, so wie sich das Meer anhört wie eine Autobahn, und man könnte glatt meinen, in irgendeinem Süden zu sein.

Nur die Luft ist wunderbar kühl, so kühl, wie sie es im Süden erst gegen Tagesanbruch ist.
Über den Hinterhof ziehen die Lichter der Satelliten, und der Mond gesellte sich heimlich dazu und sieht aus wie der Star in einem Kinderbuch.

Ja, es ist schön. Heute Abend.

«Welcome in Vienna»

Der neue Kassierer im Billa ist dunkelhäutig, heißt Boris und verlangte einen Blick in meine Sporttasche zu werfen. Es war mein erster Einkauf, seit ich wieder in Wien war. Normalerweise erkläre ich den KassiererInnen, wenn sie meine Sportsachen ankucken wollen, dass ihnen das eigentlich nicht zusteht, und dass, wenn sie es trotzdem begehren, sie doch bitte die Polizei hinzuziehen möchten.
In diesem Fall war ich nicht so ausführlich, denn Boris hätte dies missverstehen können, so Rassismus-mäßig, und ich ließ ihn seinen Blick tun, und er fragte, ob ich Schwimmer wäre, denn er erblickte ein Handtuch und den Restschweiß auf meiner Stirn, und dann wusste er nicht was ein Kopfsalat war und ich wusste es auch nicht, da in Wien ein Kopfsalat ein Häupelsalat ist, aber das fiel mir gerade nicht ein, und Boris klingelte und die beste Checkerin des Ladens kam und die sagte Boris die richtige Nummer und den richtigen Salat-Namen, und dann gings weiter.

Die Rechnung betrug € 44,37 und ich fand das ein wenig happig für ein bisschen Gemüse und Obst und Brot und Milch und eine Flasche perligen Rosé, nahm den Zettel und sah ihn mir an. Da war es. Boris hatte mir einen Obstkorb für 19,90 draufgepflastert, und er klingelte wieder, und wieder tauchte die Super-Checkerin mit dem Stornoschlüssel auf und zog aus Borisens Kasse 19,90 gab sie mir wortlos, und ging wieder ab.

Natürlich gab es keine Entschuldigung oder so. Wozu auch. Hier ist Wien in Ösi-County, und da ist auch nichts passiert wenn ein Landesvize die österreichische Staatsbürgerschaft gegen eine Parteispende an einen Russen verscherbeln will, die Sache dann aber auffliegt und deswegen nicht zustande kommt. Dann war einfach nix, oder?
«Wo ist das Geld, wo ist der Russ?» war der Kommentar des Landeshauptmannes Dörfler, des Parteikollegen Scheuchs. Gauner halten noch zusammen in Kärnten, und auch sonst.

So ist das hier. Gut, dass man es gleich am ersten Tag wieder erfährt.

Dann kam noch der Grünen-Abgeordnete Öllinger in den Laden, in ziemlich gräßlichen Shorts, weißen Socken, Schlapfen und einer Art Hawaiihemd, graubärtig, und grantig dreinschauend, und ich dachte an Cortis Film: «Welcome in Vienna».
Und genau das bedeutet es auch.

This old world

Heute zeigte ich meiner jüngeren Tochter das Dorf, den Ort, wo einer ihrer Ur-urgroßväter gelebt und vor 100 Jahren gestorben ist. Der Schuster, Dichter und autodidaktische Anwalt Joseph-Anton Signer. Es ist wahrscheinlich, dass er noch dieselben Häuser gesehen hat, die auch seine Ur-urenkelin sieht, wenn er vor seine Werkstatt trat. Die Berge ringsum sowieso. Nur die große, in den wolkigen Himmel ragende Antenne auf dem «Hohen Kasten», wird er noch nicht erblickt haben, und das im Süden an den Hang geschmiegte Städtchen Appenzell, wird, bis auf seinen Kern, etwas anders ausgesehen haben.

Das ist selten, denke ich. In einem dynamisch sich verändernden Land wie der Schweiz.
Ich, der ich viel unterwegs war, der zu keinem einzigen seiner Klassenkameraden noch Kontakt hat, ich möchte, dass sich in meiner Vergangenheit nichts verändert, dass alles so bleibt, wie es einmal war, dass die Menschen meiner Kindheit sich nie verändern, nicht alt werden, dass sie den Charakteren meiner Vorstellung haargenau entsprechen.

Schwer zu sagen, warum ich diesen unerfüllbaren und törichten Wunsch habe. Aber den scheinen auch die Bewahrer von Traditionen zu haben. Es soll sich nichts ändern. Sie wollen noch die gleichen Kleider tragen, wie ihre Ur-Großeltern, die gleichen Werkzeuge benutzen, sie lehnen die Moderne ab, und empfinden eine große Sehnsucht nach der vergangenen Zeit.

So einer ist auch der polnische Autor Andrzej Stasiuk, von dem mir heute wieder sein dünnes Buch «Dojzland» in die Finger fiel, und der sagte, dass er nicht leben mag, wenn die Welt seiner Kindheit restlos getilgt ist, und der sich auf seinen Reisen immer tiefer in den Südosten Europas hineingewühlt hat, um dort, in den verlassenen Gegenden Rumäniens, noch eine Welt ohne Abfall zu finden.

Da er, meines Wissens, noch am Leben ist, muss es sie noch geben diese Welt. So wie für mich und meine Tochter, wenn wir von Meistersrüte Richtung Appenzell blicken.

Dobro dosli Koroska!

Im «Standard-online» beklagt ein Autor das «Kärnten-bashing» der österreichischen intellektuellen Elite, und findet es nicht hilfreich. Es führe nur zu Trotz und Abwehrhaltung der Bevölkerung.
Seine Meinung in Ehren, aber es ist, mit Verlaub, eh schon wurscht.

http://derstandard.at/1342139586451/Kaernten-Bashing-als-intellektueller-Volkssport

Eine Freundin, Buchhändlerin im Städtchen Appenzell, erhielt neulich Kundschaftsbesuch eines in Habitus und Sprache leicht als Kärtner auszumachenden Mannes, der auch gleich die gängige Kärtnerlosung absonderte: «Kärnten ist schön.», was soviel heißt wie: Wir sind zwar wachsweiche Arschlöcher, aber die Gegend ist toll.

Meine Freundin, für eine Schweizerin ungewöhnlich firm in Sachen Kärnten/Österreich, antwortete: «Aus Kärnten? Dann sprechen Sie sicher auch slowenisch?»

Der Mann drehte auf dem Absatz um und verließ den Laden.

Dobro dosli Koroska.

Nazihülsen in Wien

In der Krypta des Burgtors, unter dem Denkmal «Gefallener Krieger» von 1935, wurden zwei Metallhülsen gefunden. Laut einem alten Gerücht sollten sich darin Schriftstücke mit Nazihuldigungen des Bildhauers Frass befinden. Nun erwies sich das Gerücht als gar kein Gerücht. Es ist die Wahrheit:

«Möge der Herrgott nach all dem Furchtbaren, nach aller Demütigung, den unsagbaren traurigen Bruderzwist beenden und unser herrliches Volk einig, im Zeichen des Sonnenrades, dem Höchsten zuführen. Dann, Kameraden, seid Ihr nicht umsonst gefallen!»

That’s Nazi at its best!
(Und noch vor dem Anschluss 1938!)

Es ist allerdings noch immer ein Gerücht und eine böswillige Unterstellung, dass die vielen Baustellen in Wien etwas mit der Suche nach weiteren versteckten Nazi-Hülsen zu tun haben.

Aber wer ist da jetzt noch sicher?

Ich habe keine Meinung

Jetzt gibt es auch noch eine «Beschneidungsdebatte». Es ist schon eine Zumutung, zu was der Citoyen heute eine Meinung haben sollte. «S’isch dr füür u dr wider», wie man hier gerne sagt, und ich bin geneigt mich dem anzuschließen. Ich leiste mir den Luxus, keine Meinung zu haben. Die Argumente beider Seiten gehen mir am Glutäus maximus vorbei. Lachhaft das Argument der Körperverletzung, lachhaft die religiösen Argumente («wird schon seit tausenden Jahren so pratiziert.» Na und?)

Mir ist nur eins klar: Da haben die sich was eingebrockt.

Ist denen eigentlich langweilig?

Ich esse seit neustem nur noch Fleisch. Gemüse schreit, wenn man es aus dem Boden zieht. Ich hab’s mit eigenen Ohren gehört…