Strafe

Ich gehöre zu jenen Menschen deren CO2-Fußabdruck unterdurchschnittlich ist. Ich besitze kein Auto, ich bin Fußgänger, ich fliege nicht zum Vergnügen durch die Gegend, ich bin ein 90% Vegetarier, esse regional und saisonal (meistens). Wenn ich reise, nehme ich die Bahn. Aber warum werde ich dafür bestraft?

Von meinen Mitmenschen. Von den Mitreisenden. Warum muss ich mir in der Bahn stundenlang den Elektrolärm der verschiedenen Geräte anhören? Warum die stimmgewaltige Logorrhoe des strunzblöden Anteils der Menschheit, die gerade im selben Zug sitzt und mich an der unaussprechlichen Banalität ihres blöden Lebens teilhaben lässt?

Die anonymen Umsonstoholiker, die jederzeit das Kreuz ihrer Kirche in der Hand halten, das Handy, mit dem sie dem neuen Gott, dem Internet huldigen; jene Schwarmintelligenzler (obwohl bereits Heiner Müller wusste, dass 10 Deutsche dümmer als 5 Deutsche sind (Gilt nicht nur für Deutsche, wohlgemerkt) ), die ein bedingungsloses Grundeinkommen fordern, dazu freie Öffi-Fahrt für alle, wollen Menschen wie mich töten oder zurück in die Flugzeuge und Privatautos drängen. Der Inneraum eines fliegenden Jets ist noch einer der letzten Rückzugsorte der Zivilisation, so wie meine Generation sie kannte. Die leeren Kirchen und Intensivstationen. Sonst?
Vielleicht noch das Grab und Leichenhallen. Aber sicher bin ich nicht.
Ich freu mich auf den ersten Tweet vom Sterbebett: «Hey, ich sterbe gerade. Es ist irgendwie cool …»

Danach soll es ruhig sein. Das Geschwätz endgültig verstummt, die Tastaturlaute unhörbar. Aber sicher weiß man es nicht. Darum ist das für mir auch keine Lösung. Außer es beträfe die anderen …

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