Frau Berg, die Arbeit, der Konsum

Die von mir hochgeschätzte Kolumnistin Sibylle Berg war neulich in Wien um etwas zu verkaufen («Jeder hat doch etwas zu verkaufen…»), und gab dem «Standard» ein Interview, in dem sie sich auch über «Arbeit» ausließ:

derStandard.at: Die Menschen haben ja früher auch arbeiten müssen.

Berg: Weniger.

derStandard.at: Der Druck ist heute höher?

Berg: Es ist heute eigentlich fast unmöglich, wenn du nicht in die Ukraine ziehen willst, mit wenig Geld auszukommen. Ich habe die Gnade der frühen Geburt und musste einfach sehr lange nichts machen, nichts arbeiten. Es ging gut, dass ich mich mit Jobs durchgewurschtelt habe, um dann schreiben zu können. Das geht heute nicht mehr…

Nun, Bullshit lässt jeder von uns mal fallen, das ist sicher, und – wie man es nun allerorten hören kann – «kein Thema». Aber eigentlich schon. Denn genau genommen ist das, was Frau Berg, was ich, und noch ein paar tausend Schmierfinken tun, gar keine «Arbeit».  Eine Mauer aufziehen ist Arbeit, stundenlang Nähte in giftige Textilien reinfräsen ist Arbeit; Spargelstechen und Kopfsalaternten, eine Eisfläche reinigen, und die Hintern von Sterbenden auswischen, das ist Arbeit. Aber nicht Schreiben, inszenieren und/oder Subalterne anbrüllen.

Dass man heute mehr arbeiten müsse als früher, diesen tollen Witz werde ich gerne meiner alten Mutter überbringen. Sie mag gute Jokes. Der wird ihre Arbeitspause versüßen.

Andererseits, volles Verständnis. Wenn man wie Frau Berg darauf besteht in Zürich zu nisten, dann muss man als Autor/In schon die eine oder andere Zeile zusätzlich schnitzen, das ist klar. Aber zwischen der Ukraine und Zürich liegt noch ne Menge Steppe, wo es sich auch gut leben lässt. Mais chacun à son gout, wie der Burgenländer Weinbauer sagt.

«Kaufe nix. Ficke niemanden.» heißt das Twittermotto von Frau Berg. Nun denn. Das ist, für meinen Geschmack, ein bisschen zu nah an der aktuellen Haltung Deutschlands: Nix kaufen, aber den anderen die eigene Produktion andrehen, bis der Dokor Schäuble kommt. Das kommt uns Rest-Griechen doch sehr bekannt vor, oder nicht?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert