Fast eine Elegie auf eine Elegie

Gestern gelangen mir einige passable Seiten Romanprosa (Und sowas behaupte ich nicht leichtfertig). Darunter ein Dialog, der eine Elegie auf die fortschreitende Verweiblichung unserer Gesellschaft enthielt. Ich trug mich mit dem Gedanken, diese Passagen an meiner nächsten Lesung vorzutragen. Es waren so an die sieben Seiten.

Heute, als ich die Datei öffnen wollte, sprang ein kleines weißes Kästchen auf. «Es ist ein l/0- Fehler aufgetreten.» Schräg rechts darunter prangte ein blaues EHEC-Bakterium. Es hieß «okay».

Da saß ich nun. Ein Narr, der auf ein Display starrt, und die Welt nicht mehr versteht. Okay? Gar nichts ist «okay»! Die Datei enthält meinen ganzen gottverdammten Romanillo, an dem ich seit Monaten sitze. «Okay?» Ist euch noch zu helfen? «Okay».

Nun gut. Ganz beknackt bin ich nicht. Ich habe ein Back-up. Zumindest teilweise. Aber die schönen sieben Seiten mit dem Fotzenmonolog sind in dieser kaputten Datei eingesperrt, wie ein unschuldig verurteilter Poet in der Todeszelle. Nur ein Weg führt hinaus. Hin zu den «Hinichen».

Ist dieses «okay» nicht auch eine schmerzliche Allegorie zur gegenwärtigen Lage?

Was immer gerade abgeht, schräg unten prangt das blaue «okay». Du klickst es an und sagst damit «ja» zu deiner Ohnmacht.

Aber wie sagte der junge, hartgesottene Held meines Romans: «Wer keine Wahl hat, muss sich wenigstens nicht mehr entscheiden.»

Ich denke, ich kann die Seiten rekonstruieren. Aber ich möchte dieses «okay» nie wieder sehen. Weder auf meinem Display, noch sonst wo.

Nachtrag: Ich habe noch ein bisschen an der Datei gefummelt, und sie auch ins Textedit Programm gezogen. Da konnte sie geöffnet werden. Es ist also wirklich nur fast eine Elegie. Ich bin sehr glücklich.