Morgen im Provokationsraum Augsburg

Morgen Abend (30. April 2011), um 20 Uhr, wird der «SUPERBASTARD Nr.2, Schlagseite» präsentiert.

Im «Provokationsraum» in der Kapuzinergasse 5 in Augsburg.

Die anwesenden Lesenden werden sein:
Gudrun Völk, Michael Sailer, Franz Dobler, Andreas Niedermann, Benedikt Kramer

Der Superbastard Nr. 2 hat noch immer 100 Seiten und kostet € 6.-

Manko und Prokrastination

Heute morgen im Geisteszentrum. (Wie oft habe ich den Blog schon mit diesem Satz begonnen?)

Mir fiel wieder einmal auf, wie viele Jungs einen mächtigen Kasten auf dürren Stelzen herumschleppen, sprich: auftrainierter Oberkörper auf seichdünner Körpermitte, und Bein-Stanitzeln, die meinen Oberarmen entsprechen. Nun ja. Beintrainig ist hart, tut manchmal weh, und falls es zu einem Muskelkater im Quadrizeps kommt, stakst man am Tag 2 nach den Übungen wie ein Muli mit durchgetrennten Kniesehnen durch die Gegend. Geplagt von lächerlichen Schmerzen.

Ich kannte einen, der einen Tag nach seinen ersten ernsthaften Situps in die Notaufnahme fuhr, weil er sich die Schmerzen in der Bauchgegend nicht erklären konnte. Ein Mann von Mitte 30, notabene.

Ich kenne auch einige Typen, die jetzt zu dieser Jahreszeit die Gyms fluten, weil der Sommer naht. Diejenigen, die ich oben beschrieben habe, erkennt man daran, dass sie, mas o menos, permanent bis zur Hüfte im Wasser stehen, und verliebt zusehen wie die scharfe Sonne die Wasserperlen auf ihren Bizeps wegküsst. Wenn sie dann das Becken verlassen, schlingen sie ein bodenlanges Handtuch um die Hüfte. Sterbliche sollen keinen Blick auf ihre 50-er Stanitzel werfen dürfen.

Aber eigentlich wollte ich etwas über die Lesung am Samstag, die Superbastard 2 Taufe im Provokationsraum in Augsburg schreiben. Die offensichtlichen Mängel, die Mankos der Mitmenschen, lenken oft vom Wesentlichen ab. Aber als alter Prokrastinierer sage ich nur: Morgen ist auch noch ein Tag.

SUPERBASTARD Nr.2

Über jedes Ding, das aus der Taufe gehoben wird, gibt es zumindest einen Gründungsmythos.

Dieser hier geht so: Der Schriftsteller Franz Dobler hatte eine Idee. Er wollte Poetry und Stories herausgeben. Und zwar in der Aufmachung eines Groschenromans. Zweispaltig, billiges Papier, tiefer Preis. Dem Verleger Alexander Wewerka gefiel das, und so kam vor drei Jahren der erste «BASTARD» (Stories und Poetry) heraus. Mit im Boot waren Compart, Heiner Müller, Fauser, Ani, Melville, Tuschik, Zielke, Schrader, Dobler, Niedermann. Das Heft kostete 1,99 und floppte. Und Flop heißt: Der Verleger kriegte die Marie, die er reingesteckt hatte, nicht mehr raus. Die geplante Nummer 2, blieb im Planungsstadium stecken, bis sich Dobler mit dem jungen Augsburger Dichter, Filmemacher und Sänger Benedikt Maria Kramer traf. Kramer erzählt es so:

«Das mit dem Superbastard fing so an, dass der Franz und ich im «Sieben Schwalben» saßen. Franz wußte da schon, dass sein zweiter Bastard, in dem er auch mich vorgesehen hatte, wohl kaum erscheinen würde.
Kramer: «Okay, dann bring ich eben selbst einen Bastard raus.»
Dobler: «Genau. Einen Bastard von einem Bastard…»
In diesem Augenblick tat sich die Erde auf und wir sahen eine Herde rotäugiger Rinder auf uns zurasen. Und hinter ihnen jagten Geister auf Feuer schnaubenden Pferden.»

So wird’s wohl gewesen sein. Aber lassen wir den Herrn Kramer weitererzählen:

«Ganz klar, der Superbastard ist keine exakte Fortsetzung des Bastards… Andererseits ist der Bastard schon auch irgendwie Vorbild. Vielleicht kann man es so ausdrücken: Der Superbastard ist sowas wie der missratene Sohn des Bastards. Er liebt seinen alten Herrn, muss aber seinen eigenen Weg finden.»

Und so geschah es. Superbastard erschien.

Und hier, an dieser Stelle, überschneidet sich der Gründermythos «Superbastard», mit einem anderen Gründermythos, hier treffen sich Parallelen im All, denn: Superbastard (der ohne Förderungen, auf eigenes Risiko, herausgebracht wurde) wird vom Augsburger Verleger und Drucker Benno Käsmayr gedruckt. Käsmayr war es, der in den 60-er Jahren den MARO-Verlag gründete. Er startete mit einem Buch, das der Autor und Übersetzer Carl Weissner aus den USA mitgebracht hatte. Ein Band Gedichte, den in Deutschland niemand drucken wollte: Charles Bukowskis «Gedichte die einer schrieb, bevor er im 8. Stockwerk aus dem Fenster sprang». Käsmayr riskierte es und machte das Buch. Er hatte zwar kein Geld, aber Kredit beim Drucker. Der Rest ist Historie.

Ich finde, dies ist eine sehr schöne Geschichte.

Und nun erscheint am 30. April 2011 Superbastard Nr 2.

100 Seiten kosten Euro 6.-

Mit Texten von: Florian Günther (Berlin), Andreas Niedermann (Wien), Lydia Daher (Augsburg), Michael Sailer (München), Kai Pohl (Berlin), Gudrun Völk (Lüneburg), Clemens Schittko (Berlin), Franz Dobler (Augsburg), Benedikt Maria Kramer (Augsburg) und HEL Toussaint (Berlin)

Zu beziehen ist der Superbastard auch beim Songdog Verlag: verlag@songdog.at

und/oder bei: kramer@bloodybrothers.de

Nachlese

Henk jedenfalls ließ sich am Mittwoch in der «Roten Bar» bei Rock’n’Crime nicht blicken. Schade. Sein jugendliches Aussehen hätte den gefühlten Altersdurchschnitt von 63,5, um gefühlte 20 Jahre gesenkt. Rock ist alt geworden. Selbst Hard Rock. Oder Death Metall. Vermutlich ist sogar der Tod alt geworden und siecht seinem Ende entgegen. Kaputte Nieren, futsche Leber, und Spenderherz eines in Gaddafis Kellern gefolterten Oppositionellen.

Am nächsten Abend hing der Autor ab. Zappte so ein bisschen rum. Literaturmäßig. Und stieß zufällig auf die Kärtner Boxkabarettistenautorfernsehplaudertasche Schneyder, in einem typisch österreichisch zurechtgemüllten Bücherambiente. Büchertürme allerorten, wie von fleißigen Requisiteuren – auf unheilbar an Leserattismus und Antiquarmanie erkrankt – getrimmt. Vermutlich war selbst das Klopapier mit Texten von Doderer bedruckt. Schneyder schenkte dem toten Thomas Bernhard ein, und nannte ihn einen «großen Irrtum», und Jelineks Arbeit hält er nicht für Literatur. Das ging zu Herzen. Der geschockte Zuseher war heilfroh, dass ihm wenigstens der Schneyder blieb, an dem er sich orientieren konnte; jener Mann, der jahrelang gefühlte 220 letzte Vorstellungen gab.

Zapp.

Schon wieder Literatur. Die Autorin und Kolumnistin Doris Knecht zu Gast bei Grissemann und Stermann. Da hatte sich der Sendungsmacher Grissemann jene Autorin zu sich in die Sendung geladen, aus deren Buch er vor zwei Wochen im Zuge der Buchpremiere im Rabenhoftheater gelesen hatte. Das gelungene Networking von Hofschranzen.

Zapp.

Inzwischen ist beim Boxabschiedsvorstellungsemphatiker und Heinz Sichrovski Krimitime. Eingemauert in Bücherwände, Rotwein mümmelnd (Die Alternative «Rivella» wurde verschmäht, weil man’s nicht kennt), wurde nun einer Autorin und Buchhändlerin gehuldigt, die ihren Krimierstling bei Diogenes untergebracht hatte. Bei Diogenes! Respekt! Wer denkt da nicht gleich an Dürrenamtt und Co.?! Wär da nicht ein Preis fällig? Der österreichische Staatspreis für das prestigeträchtigste Debut? Dann gesellte sich der «Polt»-Autor Komarek zur Runde, und man zeigte Aufnahmen einer seiner Lesungen. Erschütternd. Der Rock war also doch noch ein halbes Jahrhundert jünger als der Krimi, denn hier gab’s von hinten nur Platte oder grauer Wolf.

Zapp.

Graubärtige Harley Fahrer.

Umzingelt. Aus.

Dann las ich in der «Zeit» was über den neuen Literatur Bad Boy, James Frey, der das neue Testament umgeschrieben hatte. Oder so. Das hatte immerhin Zug. Licht aus.

Und heute ist Karfreitag.

Vor der Lesung schleppte der Rocker Famler den Crimeautoren Gerstenberg in den Stephansdom. Keine Ahnung, was der ihm da zeigen wollte. Ich jedenfalls blieb draußen, lehnte mich an eine Bauplane die mit einer Fotografie jener Maueransicht bedruckt war, deren Original sie vor den Blicken der Touristen verbarg.

Irgendwie fand ich das passend.

Mittwoch, in der «Roten Bar» zu Wien

Der Autor Ralph Gerstenberg hat bei Rotbuch, Berlin, ein Buch herausgebracht.

«He shot me down» Rock’n’Crime Stories (MIt Stories von Alef, Ambjörnsen, Ani, Dobler, Ebmeyer, Fitzgerald, Flebbe, Gerstenberg, Göhre, Herzig, Niedermann, Penzel, Pilz, Pörtner, Schwarzwälder, Waibel)

Morgen Abend ist Wiener Buch-Premiere. MIt der fabulösen Band «The Literats», Ralph Gerstenberg und mir. Das wird fein. Das wird uns Freude machen, und auch Freude aufkommen lassen. Und niemand muss fürchten, dass sein Bier von langen, gelesenen Textpassagen schal wird. Wir haben das im Griff. Wir schrieben «Crime-Stories».

Vermutlich werde ich mein brandneues «Folsom Prison» T-Shirt tragen. Ich will ja nichts verschreien: Aber das wird einige schockieren und am nächsten Tag in die Gyms treiben…

Generation Rep

Die Waschmaschine. Wieder mal. Butt. Das ist schlecht. Vor allem in einem Haushalt mit saumäßigen Kindern, und einem sporttreibenden Vater. Aber der Alte schnappt sich das Teil, zerlegt es, findet den Fehler. Drehkreuzaufhängung gebrochen. Ist Guss. Kann man nicht schweißen. Muss man die innere Trommel ersetzen. Awright. Suche. Im Internet. Im Telefonbuch. Resultat: Das Ersatzteil kostet etwa gleich viel, wie eine neue Maschine. So weit so gut. Das ist nur der alte, traurige, Western-Kapitalisten-Song. Und man merkt wieder mal, wie alt man ist. Man entstammt einer Generation, die noch reparierte. Die Rep-Generation. im Gegensatz zur heutigen Rap-Generation.

Man hört allerorten die Klagen von Firmen die Lehrlinge ausbilden möchten und müssen. Sie finden keine. Zumindest nicht welche, die ihren Namen fehlerfrei schreiben, im Dunkeln ihren Arsch finden, und auch ein Loch in den Schnee pissen können. Es sollen 10 Tausende sein.

Das wird spannend. Vor allem auch in der Altenpflege. Und richtig lustig wird’s erst, wenn die Osteuropäer, die es jetzt machen, und die auch die Reperaturen, die Renovationen und all den anderen Scheiß erledigen bei dem man unter Umständen ins Schwitzen kommt, ihre eigen Eltern betreuen müssen. Werden dann die polnischen Alten von ukrainischen Pflegern betreut? Und die ukrainischen von kasachischen und so weiter und so fort, bis wir in Alaska angelangt sind? Und dann stürzen wir uns, weil wir uns selber zum Hals raushängen, in die kühle Beringsee? (Für den Planeten wär’s ein Segen.)

Die hiesigen Firmen finden keine Lehrlinge, weil den hiesigen Weicheier bei der «Hacken» ein Nagel abbrechen könnte, und aus Tunesien kommen junge, hungrige, tatendurstige Kerle zu uns, und den Politos fällt nichts anderes ein, als sie in Lagern zusammenzupferchen und sich darob das innenpolitische Hemdchen einzunässen, anstatt sich diese Burschen zu schnappen und ihnen zu geben, was sie wollen und was auch da ist, nämlich: ARBEIT.

Michel Houellebecq und die ÖVP

Der Schriftsteller Michel Houellebecq findet Revolutionen nicht gut. Es wird alles nur schlimmer, sagt er. Er möchte, dass sich nichts ändert, dass alles bleibt wie es nie war ( Das habe ich ihm jetzt in den Mund gelegt). Er findet Veränderungen schlecht. Den «Gesundheitswahn», usw. Er möchte überall rauchen können. Vielleicht auch in Kinderzimmern. Rauchen ist Freiheit, sagt er.

Monsieur Houellebecq vertritt als Mensch und Autor das, was die österreichische Volkspartei umsetzt. Diese Partei hat Charakter. Es ist ihr egal, was der Wähler will, Hauptsache es ändert sich nichts, und die Landesfürsten behalten ihre uneingeschränkte Macht, und ihre Klientel, die drei oder vier Vollerwerbsbauern und die Beamten, ihre Pfründe.

Es ist seltsam. Ich mag Michel Houellebecq. Und die ÖVP würde ich sofort wählen. Wenn man mir androhte, meine Kinder vor meinen Augen zu foltern.

Ich glaube aber auch, dass die Mächtigen der Partei Michel nicht mögen würden. Es könnte ja sein, dass ihr Selbstbild in ihrem selbstgewählten Stillstand ein ganz anders ist. Sie sehen sich vielleicht als Revolutionäre, als vorpreschende Neuerer und kühne Apologeten des Fortschritts. Was weiß ich. Wie es früher 17-jährige Gymnasiasten gab, die glaubten sie lebten ein Leben wie Charles Bukowski. (Ich war kein Gymnasiast!)

Während Monsieur Houellebecq, ob dem steten Wandel der Welt, vermutlich Melancholie und/oder Verzweiflung befällt, so sind die ÖVP-ler durch ihre alles durchdringende katholische Indolenz besser gewappnet.

Und wenn alles schief geht, macht man halt eine Koalition mit der extremen Rechten.

Das würde Houellebecq nicht retten. Denn er ist auch ein großer Schriftsteller.

Forsaken

Dieser Tage könnte ein schwacher Charakter wie ich, wieder mal der Versuchung erliegen, die Ösi-Tagespolitik zu kommentieren.

Denn es begab sich, dass der Parteichef und Vizekanzler, des zur Partei geronnen Superstillstands, der ÖVP-ler Josef Pröll aus der Politik schied. Der Vorstand des Stillstands hat nun einen neuen Stillsteher berufen. Die hauseigenen Analysen ihres Nichttuns sind brillant. Es wissen alle Bescheid. Endlich Strukturreform, keine Klientelpolitik mehr, und so weiter und so fort, man weiß es, man fühlt es, man riecht es, es ist unter den Fingernägeln, klebt unter den katholischen Vorhäuten und in den adrett frisierten landingstripes, kurz: es ist überall: Aber, und nun kommt dieses wunderbar süße Aber, dem ein Bonmot von Hermann Hesse folgen soll: «Sie könnten wohl, aber sie können nicht.»

Tja.

Nun gebärden sich alle in der Stillstandspartei wie Junkies nach dem Flash. Sie erzählen sich mit glühenden Augen und Highballverve, dass sie jederzeit damit aufhören können (mit dem Stoff, dem Klüngeln, dem Stillstehen, dem Kadavergehorsam usw.), und gleich morgen, jawoll morgen, werden sie es tun.

Aber es wird weitergehen wie bisher. Sie werden nicht mal die Ausreden austauschen.

Nein, wir sind nicht politikerverdrossen. Wir hassen sie nicht.

Sie kosten uns nicht mal mehr ein kaltes Arschgrunzen.

Unsere Verachtung ist einfach schon zu tief.

Danke, Markus Lüpertz!

Gestern, am 9. April, starb der Drehbuchautor, Regisseur, Schauspieler und New Yorker, Sidney Lumet. Er wurde nur 86 Jahre alt, und ich bin schwer der Meinung, dass bestimmte Menschen – große Künstler, Sportler, Philosphen – ihren Todeszeitpunkt selber aussuchen dürfen sollten, um zumindest, wie Hiob, mit vielen hundert gelebten Jahren, lebenssatt zu sterben. Aber dem ist nicht so, und somit erübrigt sich jede Frage nach Gott. Womit wir beim Thema wären.

Am 25. April wird Markus Lüpertz 70 Jahre alt. Zu diesem Behufe befrug man den Meister nach diesem und jenem, eine der launigen Plaudereien des Künstlers mit sich selber hob an, leider etwas durch die Fragen der Journalistin dialogisiert. Aber so erfuhren wir, dass Lüpertz nicht an Gott glaubt, an kein höheres Wesen als ihn selber, und auf die Frage, was er denn tun würde, gäbe es Gott doch, antwortete der Meister: «Ich würde mich mit ihm anlegen.»

Zwei Sätze später hörten wir, dass Herr Lüpertz sein Talent von Gott bekommen habe. Und dann kam gleich noch mal Gott, und dann noch mal. Das war ein bisschen viel Gott für einen Atheisten, und ich fragte mich schon, ob der Mann mit dem Spazierstock gar nicht aus dem tschechischen Liberece stammte, sondern gar aus Wien oder zumindest der hiesigen Philosphie des «Entweder-und-Oder» anhing, dem launigen Credo des Weltverbandes der Opportunisten?

Seine Sätze bimmelten nach. Aber dann verstand ich den Schmäh: Der Künstler wollte damit luschige Spießer meiner Provenienz etwas provozieren. Das war’s. Ist ihm vollumfänglich gelungen. Nun verstehe ich auch die Wiener besser. Und mich selber auch. Danke, Markus Lüpertz.

Müll ist gut und lustig

Ich bin alt genug, um mich an eine Zeit zu erinnern, als es noch keinen Müll gab. Meine Großeltern hatten keinen Mülleimer. Wir hatten allerdings schon einen kleinen «Ochsner», einen Kübel aus verzinktem, dicken Blech, schwer, stabil, unzerstörbar, und vor allem, fast immer leer. Es gab irgendwie nichts, was man hätte wegschmeißen können. Hinten im Garten stand ein großer Komposthaufen, und die Müllhalde der Gemeinde war unser Spielplatz. Da gab es Ratten zum Jagen, und tolle Dinge zu entdecken, aus denen man irgendwie Trampoline oder Seifenkisten bauen konnte.

Inzwischen hat sich das ein klein wenig verändert.

Aber wer jetzt denkt, dass ich zu einer Elegie über das Müllwesen anhebe, der irrt. Müll muss sein. Vor allem PET-Müll. Der stammt von den Gemüse -und Obstverpackungen. Die sind nötig. Zumindest hier. Wer täglich einkaufen muss (wie ich), der ist konfrontiert mit zahlreichen weiblichen Zeitgenossen, die sich in den Supermärkten benehmen wie an «Billig und Gut’s» Wühltischen. Das unterste wird nach oben gekehrt. Kein Apfel, kein Fenchel, keine Pflaume bleibt unangetatscht, ungedrückt. Deswegen ist Müll gut. Und irgendwie lustig ist er auch.

Las ich doch heute, dass die ISS-Weltraummission gefährdet war, weil chinesicher Müll im All herumschwirrte und auf Kollisionskurs zur Sonde war. Man überlegte bereits, wie man die 3-köpfige Besatzung auf russische Sojus-Dinger umsteigen lassen könnte. Aber trotz der Enge die da oben herrscht, wischte der Müll noch mal vorbei und alles ging gut aus. Ich denke, wenn man uns machen, und genug Zeit lässt, werden wir es schaffen auch das All zuzumüllen. Gott soll einfach aufhören all die Sterne und Planeten zu betatschen. Irgendwer sollte ihm das mal sagen…