55-Wort Stories V.

Dany sass auf einem Hügel und blickte zum Camp hinunter. Die Sonne brannte, und die Fremdenlegionäre robbten durch den Parcours. Am Abend hockten sie in den Lastwagen. Schweigend, schwitzend, scharf. Die nächtlichen Straßen waren voll von Legionären und Huren. Am nächsten Morgen ging Dany mit einem Swingerpärchen schwimmen, und schnorchelte zwischen den Beinen der nackten Frau.

55-Wort-Stories lV.

«Sind das Naturmuskeln?» fragte Eva. «Nein», sagte ich, «das sind schadhafte Brustimplatate aus Dr. Bustius Tittenfabrik.» Sie griente, aber ich ließ meine Bizepsimplatate spielen und ruderte sie zum Auftritt auf dem Hauptschiff. An der Reling wartete ihre Geliebte. Tage später wurde es publik: Eva und der Lover des Intendanten. Verliebt. Beim Theater ist immer was los.

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Als er sich versäuberte, verlor er den Verstand. Es war, als würde ein Damm brechen. Er verstand nicht mehr, was er da gerade tat, bekam rasende Kopfschmerzen und kippte vornüber. So fanden sie ihn: Ein Stück Klopapier in der Falte. Er lallte sinnlose, schmerzliche Worte. Seine Frau hatte es kommen sehen, wusste aber nicht wieso.

Die Verösterreicherung Deutschlands

Deutschland unterschied sich nicht nur durch die gemeinsame Sprache von Österreich, sondern auch -sehr wohltuend – durch eine hochstehende Rücktrittskultur bei Politikern, Wirtschaftskapitänen und Beamten. Verglich man in dieser Hinsicht die beiden Länder, so war es, als würde man Beethovens Symphonien dem Trommelkursus einer Männerselbsthilfegruppe gegenüberstellen. In Österreich ist es wie in einer stillgelegten U-Bahnstation: Da tritt niemand zurück.

Aber damit ist jetzt Essig. Seit Guttenberg – der lügenhafte Dieb geistigen Eigentums, der Adlige mit dem Grasserfimmel (immer nur soviel zugeben wie man ihm auch nachweisen kann), der schneidige Minister mit der unsichtbaren Reitgerte-, eben nicht zurücktritt.

Auch Deutschland wird wohl nun katholisch und berlusconisiert. Und «Bild» macht die «Krone», schielt auf die Umfragen, kampagnisiert und schreibt sich den Plagiator und Plaudermann schön. Eine Art «Fox News» der Printmedien.

Aber so ist die Gier: Unersättlich. Wenn man schon Papst ist, will man auch noch Kaiser sein.

Servus, Deutschland!

Traurige 55-Wort-Stories ll.

Die Prärie ist heute besonders unendlich, dachte Kate, als sie aus dem Fenster sah. Der Horizont glühte, die untergehende Sonne verschmolz Himmel und Erde. Sie hatte eine solche Sehnsucht. Aber nirgends eine Staubwolke. Nur der dicke Hank trieb ein hinkendes Kalb über den Hof. Aber der hatte Schweißfüße. Eigentlich sollte Kate das gar nicht wissen.

Traurige 55-Wort-Stories

Wenn Zorc keinen Platz zum Schlafen hatte, sagte Fred, er könne beim ihm auf der Couch «blatten». Zorc nächtigte nicht gern bei Fred, denn der war ein Schriftsteller, der nichts mehr schrieb. In der dreckstarrenden Küche stand eine alte Schreibmaschine. Seit Monaten war dasselbe Blatt eingespannt. «Monika,» stand drauf. Sie tranken Bier und schliefen schlecht.

Sprachbilder

Eine neue Metapher ist im Umlauf: «Seine Tage sind angezählt». Gelesen in der «Zeit», gehört im Fernsehen. Überhaupt toll, was da alles kursiert. Kaum mehr jemand, der die Sprachbilder richtig zusammenkriegt. Macht ja nichts. Wir wissen eh, was gemeint ist. Und interessieren tut’s auch nur Nachbars Lumpi oder die nächste Sau, die durch die Grube geworfen wird…

«… Damit hatte er sich eine zweite Standschiene eruiert, und konnte endlich mit harten Handtüchern fighten. Denn das Geschäft lief wie durch ein Nadelöhr. Den Zulauf der Kundschaft verdankte er vor allem seiner Mutti, die immer wieder in die Grube gesprungen war, wenn gerade Not im Ring war. Aber das kennt wohl jeder, der sich mit der Materie beschäftigt und nicht den Kopf in den Wald steckt, wo der Himmel voller Alarmglocken hängt, falls er den Mut aufbringt über seinen Schatten hinauszuwachsen. So ist es doch: Die dümmsten Bauern hängen eben am längeren Hebel, dagegen ist ein Quantensprung nur eine zottlige Anekdote die keinerlei Relativtität besitzt, und gegen die noch kein Kraut geraucht wurde. Wir können von Glück reden, wenn es nicht Pech und Schwefel regnet oder Katzen, Hämmer und all so’n Zeuch. Danke für’s Zubrot, dass ich mir auf diesen steinigen Pfründen abschwingen kann!»

… finden laufend untergriffige Beleidigungen ungeahnten Ausmaßes statt…©Franzobel

Wer sich dieser Tage «medial» etwas umschaut, stößt allerorten auf Thomas Bernhard. Denn morgen, am 9. Februar, wäre er 80 Jahre alt geworden. Er hat es leider nicht geschafft. Er starb im Februar 1989 an Morbus Boeck.

Ich reihe mich nicht in die Schar der postmortem Gratulanten ein. Nur soviel: Bernhard hatte recht. Mit so ziemlich allem. Und die 3 schmalen Romane der «Keller-Trilogie» sind eine Offenbarung. Gut, das musste jetzt sein. Befließen nehmen sich die Kollegen des Koffers an, und machen den Dienstmann. Zum Beispiel wartet Franzobel im Standard mit tollen Stilblüten auf: » … finden laufend untergriffige Beleidigungen ungeahnten Ausmaßes statt …»

Genießen Sie den Satz, lassen Sie ihn auf der Zunge zergehen, und dann denken Sie kurz darüber nach, was Thomas Bernhard zu dem Ding eingefallen wäre.

Eben.

Ich bin quotengeil

Irgendwann entdeckte ich, dass es eine Webstastik für die Zugriffe auf den Blog gab. Dies veränderte mein Leben. Es war die Bestätigung, dass ich gelesen wurde, wie es so schön heißt. Ich möchte natürlich gelesen werden, auch wenn es mir kurzfristig nichts bringt. Mittelfristig vermutlich auch nicht, und längerfristig noch weniger, da ich auf dem langen Weg zu Ruhm, Reichtum und Ehre vermutlich alle so langweile wie eine Folge von «Wetten dass?», in der Tommy seine Gichtgriffel auf dem Knie von Sarah Palin parkt. Schlechter Vergleich. Das wäre interessant.

Wie auch immer. Es bereitet mir Genugtuung die kleine Lesergemeinde stetig wachsen zu sehen. Pardon: bereitete mit Genugtuung, Perfekt, denn die Gemeinde ist von einem Tag auf den anderen um dreiviertel geschrumpft. Keine Ahnung warum. Es ist traurig. Vielleicht stimmt was mit dem Webstat nicht. Aber ich fühle mich wie ein Clown in der Manege, geblendet und blind vom Scheinwerferlicht, aber doch fühlend, dass die Menge, die sonst über seine klugen Späße lacht, arg dezimiert ist, als wüte draußen ein Krieg dem alle nach und nach zum Opfer fallen. Und so ist es auch. Es ist der Quotenkrieg.

Vorher hat es mir Freude bereitet die Besucherzahlen klettern zu sehen. Täglich, stündlich. Jetzt, seit einigen Tagen, nur noch Absacken, seit ich mit dieser «Sonnensache» angefangen habe.

Werde vermutlich eine Nachtserie nachschieben, eine serie noir. Ich werde kämpfen. Um jeden einzeln Leser. Zieht schon mal eure Suspensorien an, ihre malzigen Konkurrenten, und achtet ja auf eure Deckung, den rechten Ellenbogen immer schön am Körper führen, denn mein Leberhaken, der tut richtig weh…