Kein Käse!

Wenn ich privat zum Essen eingeladen werde, juble ich nicht. Das liegt nicht daran, dass mir die Leute zuwider wären, sondern, dass ich nicht, ohne unhöflich zu sein, das dargereichte Essen ablehnen kann. Ich darf behaupten, dass ich mit meinem Verhalten nicht einverstanden bin. Ich frage mich, ob dies nicht das gackerige Verhalten eines spießigen Kontrollfreaks ist, eines Allen Harper mit Übergewicht, eines bemitleidenswerten Kerls, der am Liebsten sein eigenes Essen zu einem Essen mitbringen würde? Und genauso verhält es sich. Manchmal löse ich das Problem, indem ich vor dem Essen einen Imbiss besuche. Eine Schande. Eine Macke. Eine schwere Neurose. Irgendwie unverständlich.

Nicht ganz. Ich bin der Lösung des Rätsels auf der Spur.

In der Gruppe jener Kinder für die ich Mittags koche, gibt es zwei, die keinen Käse essen können, wollen, dürfen. Ich mache für sie immer was ohne. Ich vergesse es nie. Warum? Weil ich auch so ein Kind war. In der Schweiz, notabene, geneigter Leser!

Kalter Käse auf der Zunge, und ich reihere wie ein Teenager beim Bingedrinking. Butter auf dem Sandwich? Ich spucke es in Millisenkunden gegen die Wand. Keinen Döner. Nicht nur, weil ich kein Fleisch esse, sondern auch, weil dieser kalte Pferdebauer, den sie Joghurt nennen, reingegossen wird.

In einem Land wie der Schweiz kam das einer Behinderung gleich. Essen auswärts bedeutete erstaunte Gesichter, fragend gelüpfte Augenbrauen (Ist das Kind krank?). Oder man wurde der Mutwilligkeit verdächtigt. Gar des unpatriotischen Verhaltens. Des Landesverrats. Oder man war schlicht und einfach zweifelhafter Herkunft.

Das ist lange her. Es hat sich nichts geändert. Immer noch keine Milchprodukte in kaltem Zustand. Und den Rest werd ich auch nicht los. Seid nachsichtig …