Nationalfeiertag! Lasst uns die Füße vertreten

«Die Weisheit macht den Weisen stärker als zehn Gewaltige, die in der Stadt sind.» (Prediger Salamo 6.7.20)

Heute ist österreichischer Nationalfeiertag. Gefeiert wird der Beschluss des Bundesverfassungsgesetzes über die österreichische Neutralität. Ein Tag, wie geschaffen um sich die Füße zu vertreten. Zumindest in Wien. Wie der 1. Mai. Aber seit der sozialdemokratische Bundeskanzler Gusenbauer in einen «Kronenzeitungs»-Reklameanorak gewandet, in Kitzbühl beim «Hahnenkamm» auf der Tribüne die Federn spreizte, mag ich den 1. Mai nicht mehr so richtig begehen. Stattdessen gönn ich mir, und den Kindern (so sie willens sind), den Staatsfeiertag. Wir pilgern zum Heldenplatz und ziehen uns die scharfe Heeresschau rein. Dort habe ich letztes Jahr meinen ersten «Eurofighter» gesehen. Und ein Schweizer, dessen Vater die Schneiderei in einem Zeughaus leitete, hat seit frühester Kindheit ein inniges Verhältnis zu herumstehendem, und auf Hochglanz poliertes, Kriegsgerät. Am Liebsten war mir die 150mm Haubitze. Ich mochte es, in ihre Mündung zu blicken und die eingefrästen Rillen des gedrehten Laufs zu berühren.

Ich halte diese Heeresschau am Nationalfeiertag für eine Schrulle. Man würde so eine Aktion eher den Eidgenossen zutrauen, deren Armee, bis vor Kurzem zumindest, die heiligste aller Kühe war. Aber die lassen’s an ihrem Nationalfeiertag am 1. August nur krachen, und feiern damit einen nicht genau datierten Brief, der den Bund von 3 Minikantonen besiegelte. Nicht etwa die Bundesverfassung von 1848, die die moderne Schweiz begründete. Aber wer möchte in der Postmoderne denn noch modern sein? Und vorher schon gar nicht. Patrioten sind nicht modern. Patrioten wollen Emotion, und Emotion ist niemals modern.

Sei’s drum. Vielleicht machen wir auch einen kleinen Abstecher ins Zelt der «Grünen». Die haben mit dem Heer nur die Tarnfarbe gemein.

2 Antworten auf „Nationalfeiertag! Lasst uns die Füße vertreten“

  1. @Gudrun
    Als «Pomp» würde ich das nicht bezeichnen. Niedlich, vielleicht.
    Deutschlands Themen werden auch hier Themen.
    Früher, als noch die Gehrer Liesl im Unterrichtswesen furhwerkte, musste man nur die «Zeit» lesen um zu antizipieren welch Worte ihrem Goscherl entfleuchen würden…

  2. Darf man denn so nah dran, dass man das Gerät berühren kann? Kann man dort überhaupt noch gehen, ohne geschoben zu werden?
    In Deutschland spricht man von der Abschaffung der Wehrpflicht, in Österreich wird einem der Mund wässrig gemacht. Oder soll dieser Aufwand abstoßen? Der Hang zum Pomp wird allemal befriedigt.

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