Die Sportschau ist eine Mordshow (meines Gemüts)

Gut, also das mit Inter und Bayern war gleich mal klar. Keine Mannschaft der Welt gewinnt gegen Maestro Catenaccio, der vorne liegt. Das Spiel nach dem Führungstreffer weiter zu verfolgen, hat den Reiz eines Torwandschießens, bei dem die Löcher nur handballgroß sind. Vielleicht, vielleicht könnt ja doch einer durchflutschen, wenn man ihm vorher die Luft rauslässt und Ronald Koeman draufhalten darf. Mit zwei Kisten im Rückstand, haben die Löcher dann nur noch den Durchmesser von Tennisbällen. Zappen, heißt es da.

Es gab ja noch den Schwergewichtskampf im «Zweiten». Ruslan «der weiße Tyson» Chagaev, gegen einen australischen Nobody, bereits im 40. Lebensjahr, aber gut in Schuss; und Ruslan, der vor Monaten gegen Klitschko das Schnitzel gab, setzte sich, man mag es kaum fassen, nach Punkten durch. Eigentlich nicht der Rede wert.

Aber da war noch dieser Kommentator namens Ploog (nicht Jürgen Ploog, notabene), ein offenbar sehbehinderter Realsatiriker mit den anatomischen Kenntnissen einer Ringseilspannschraube; einer, der in der Schirenn-Kommentatorenkabine der Österreicher besser aufgehoben wäre (denn dort muss auch nur das Bejubeln der eigenen Mannen beherrscht werden), aber nichts da, der Ploog bestand darauf, mir dies und das zu erzählen: «punktgenaue Haken an den Kinnwinkel» die oben am Schläfenbein einschlugen, «Leberhaken» die über das Schulterblatt wischten, und «klare, harte und saubere Treffer», wo zumindest noch ein ganzer Handschuh, wenn nicht ein paar Kubikmeter faulige Atemluft  der am Ring lagernden Fernsehprominenz, dazwischen war.

Alles ganz deutlich zu sehen. Aber auch die Zeitlupe schien den Mann nicht bekehren zu können. Seine Ignoranz war äußerst bemerkenswert oder vielleicht las er seinen Stiefel von einem Blatt mit Brailleschrift runter? Wer weiß das denn so genau?

Sport ist Mord. An meinem Gemüt. Aber wir lassen uns da ja gefallen. Fernsehboxen. Fernsehweltmeister. Boxen ist, wenn Uschi Glas an einem Proseccokelchchen nippt, während ein Teilgehirnamputiertes Dschungelcamp-Sternchen mit überschießendem Östrogenspiegel sich von Udo Waltz erklären lässt, dass dies kein Theaterblut sei, was da aus der Augenbraue des Fighters fließt.

Nun ja, Mike Tyson hat das «Klitschkoschnitzel» Chagaev offenbar noch nicht wegen Rufmordes verklagt und so werde ich wieder einschalten, wenn der Ruslan gegen den David Haye antritt. Ich werde Zeuge eines Karriereendes werden, leider (vermutlich) nicht der des sehbehinderten Fan-Kommentators, aber man ist ja schon zufrieden, wenn man diese Zumutungen überleben tut.