Das Bundeshymen

Suliman Pascha der Notgeile, stand mit seinen wackeren Mannen vor den verschlossenen Toren Wiens. Er bollerte ans Tor und rief laut und klagend: «Ich will hier rein! Ich will hier rein!»
Später wurde behauptet, dass er die eine andere oder andere Haschischpfeife zuviel durchgezogen hatte. Andere Stimmen – und es werden immer mehr – behaupten hingegen, dass der gute Suliman- wie es seinem Namen voll entsprüche – echt notgeil war. So eine Scheißbelagerung macht scharf! Sulimans bescheidener Harem, bestehend aus 2 Hauptfrauen und 1 1/2 Nebenfrauen, war im osmanischen Reich verblieben, und das aufgegequollene Hinterteil des Hauptgefangenen Hadschi Halef Omar ben Hadschi Abbul Abas ibn Dawud al Gossarah, turnte ihn auch nicht mehr so richtig an, im Gegenteil, er bekam immer mehr Lust, dieses faltig und weich gerittene Stück Kackpflaume mal so richtig mit der Nilpferdpeitsche herzunehmen. Die übrigens auch dem Halef gehörte, aber der verlieh sie immer großherzig wenn wieder mal ein Arsch gebläut werden musste. Auch wenn es sein eigener war. (Darum, predigte Suliman seinen Mannen, konnte aus diesen Integrierten auch nie was werden. Den Speichelleckern des schweinefleischfressenden Kara Ben Nemsis.)

Suliman war also scharf. Raymond Chandler schrieb damals in sein Tagebuch: «Er war scharf wie ein Zuchthengst.» Das kam der Sache allerdings nicht wirklich nahe, denn Suliman war schärfer als ein Zuchthengst, er war «Jungfernbimsig», er brauchte einen «Tordurchstoß».

Nun, die Wiener auf der anderen Seite des Tores waren es auch leid. Sie konnten nächtens nicht schlafen, weil Sulimans Gezeter über die Mauern wehte: «Ich will hier rein. Ich will hier rein!». Und da Sulimans Deutsch nicht besonders gut war, verstanden die Wiener immer : «Ich will mehr Wein! Ich will mehr Wein!» Und für dies Ansinnen hat ein echter Wiener, der bekanntlich nie oder sonst nur in «unteppertem Bier» untergeht, echtes Verständnis. Vor allem machte es sie krank, dass «der Tirk» den Weg zum Burgenland abgeschnitten hatte und es deswegen keinen Nachschub mehr gab. Denn alles, was an Trauben rund um Wien herum wuchs, hatten die ollen Schlucker schon gegurgelt, und nun saßen sie auf dem Trockenen. Und wo kein Wein, da auch kein gemütlich Belagert-Sein.

Die zwangstrockenen Wiener berieten und entschieden, dass der Burgtheaterdirektor, ein gewisser Fay-Pey-oder Niedermann, die Verhandlungen mit dem Notgeilen führen sollte. «Warum ich?», rief der gewisse Fay-Pey-Niedermann laut und wehklagend. «Wöist a Piefke bist oder so!», sagte der Staatsoperndirektor Luxemburger, der froh war, dass er nur ein Tschusch und kein Piefke war und für einmal der Kelch an ihm vorbeiging.

Fay-Pey-Niedermann, den wir in der Folge nur noch Fapynima nennen wollen, begab sich vor die Tore und nahm als staatlich geprüfter Unterhändler die Verhandlungen mit dem Pascha auf. «Also, Wein gibts kein! Das sag ich dir gleich!», sagte er. «Ich will doch nur rein! Behalt deinen Wein. Und wenn’s nicht das Tor soll sein, dann muss der Kleine woanders nein!»
«Fein!», sagte Fapynima, «Aber wirklich klein müsst er halt sein.»
«Klein ist nich, bist teppert, Piefke?»

Nach zähen Verhandlungen gelang es Fapynima mit typisch piefkinesischer Verschlagenheit, dem ollen Notgeilen einen Deal abzuringen. Der kriegte seine Jungfrau und dafür machte er sich mit seinen wackeren Mannen vom Acker und verpisste sich zu den Tschuschen. Luxemburger hin, Luxemburger her.
Um es kurz zu machen: Der geniale, staatlich konzessionierte und in einer Innung organisierte Unterhändler Fapynima schaffte es doch tatsächlich, dem Pascha eine ausrangierte Innenministerin als Jungfrau anzudrehen. Sapperlot! Das hätten die nie untergehenden Wiener dem Piefke nicht zugetraut. Aber so war der halt.
Als die Innenministerin wieder zurück kam, war sie äußerst schweigsam und sie weigerte sich unter Knurren und Fauchen, auch nur ein kleines Arschlecken davon zu verraten, was sie und der Notgeile wirklich getrieben hatten. Sie forderte vielmehr, dass man nun dem Versprechen nachkomme, und ihrer Opferung mit einem Song gedachte, den sie «das Bundeshymen» genannt haben wollte. Komponiert wurde er von Campino, dem Burgtheaterhofnarren. Jawohl, das Bundeshymen. Und sie verbat es sich unter Anrufung aller Walhallen oder was, dass darin irgendein weibliches Wesen auftauchen dürfe. Niemals. Nie. Nirgendwo. Nichts. Sie wisse warum, sagte sie.
Und so geschah es auch.

Zu Hause bei Suliman Pascha dem Notgeilen erzählte man sich noch lange die Geschichte vom «Bundeshymen», von dieser schicksalshaften Begegnung zwischen der Innenministerin und dem Chef. Suliman steht seither in Therapie, damit überhaupt noch was steht. Er hat echt Probleme zu Hause. Er schweigt sich beharrlich aus. Nur manchmal steht er auf den Zinnen seines Palastes, blickt in das Rot der untergehenden Sonne und seufzt, während er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht in den Schritt greift: «Sei gefekt, Bundeshymen! Sei gefekt!» (Was soviel bedeutet wie…was-weiß-ich-denn? Ich kann doch kein Ausländisch! Bin a Weana!)

2 Antworten auf „Das Bundeshymen“

  1. Klaro. Und es wird mir eine Ehre sein, J.W.Goethe, G.Grass und E.Jelinek als Experten in Bundeshymnenfragen in diesem Forum zu begruessen. Sonst kenn ich naemlich leider keine Schriftsteller.
    Und wenn jetzt nocheinmal eine/r kommt, der/die Oesterreicher mit Wienern verwechselt, oder Strassen mit Gassen, dann seh ich mich genoetigt darauf hinzuweisen, dass es nicht ratsam ist, in Griechenland einen Tuerkischen Kaffee zu bestellen – auch wenn es so ziemlich dasselbe ist.
    Euer Troll2

  2. Genital! Ich hab’s gewusst, der notgeile Türke ist schuld! Oder ist das alles nur gefekt?!
    Wenn ich mich nicht vergoogelt hab, dann ist es nicht das erste Mal, dass jemand Änderungsvorschläge gemacht hat. Kein Wunder.
    Begnadet für das Schöne, … das würde ich lassen, denn das ist Geschmacksache, aber alles andere raus. Das ist doch alles Kacke, was euereins da immer singt! Ich bin sicher, das Duo Attwenger macht was Geiles draus (siehe: mei Liad is net deppat!)
    Aber ich bin sicher, Vorschläge wird es demnächst nur so hageln, so blöd sind sie ja auch wieder nicht, die Österreicher! Das ist ja das Schöne daran: die Ambivalenz.

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