Andreas Niedermann
Zu diesem Gedicht inspirierte mich der Song «Hemingways Whisky» des von mir sehr verehrten Singer/Songwriters Guy Clark. («Hemingways whisky, warm and smooth and mean…») und Hemingways briefliche Klage an einen Freund: «Ich hätte nie geglaubt, dass man mir den Wein wegnehmen kann. Aber man kann.»
Guy Clarks song: http://www.youtube.com/watch?v=YaJCJ3GQVy0
Hemingways Blutdruck
Hemingway hatte manchmal einen Blutdruck
von 125 diastolisch zu 250 systolisch
und die Ärzte sagten, er müsse auf 175 Pfund runter
auf die 79 Kilogramm eines Halbschwergewichtlers.
Hemingway war etwa 190 groß.
Was glauben diese Ärzte eigentlich?
Ich hatte mal einen Blutdruck von 115 zu 220
und mein Herz schlug so unregelmäßig
wie meine Einkünfte reinkamen
Und ich dachte an meine Großmutter die starb
weil sie ihre Blutdrucksenker absetzte.
Ich fragte mich
ob‘s zu Hemingways Zeiten noch
keine Betablocker gab
und all die andern Sachen
die es uns ermöglichen
trotz allem einen guten Schluck zu nehmen?
Hemingway glaubte ans Schreiben
und ich tu es noch
aber auch ein Blutdruck
von 80/120
hilft keinem Dichter
wenn er nicht mehr schreiben kann.
Meine Tante hat ihr Leben lang gesoffen und geraucht.
Als sie mit 85 damit aufhörte, wurde sie schwer krank.
Der Arzt riet ihr, wieder zu rauchen.
Vom Saufen hat er nichts gesagt.
Aber wer weiß, vielleicht ahnte er, dass sie selbst wusste, was sie brauchte,
und er hat sie nicht davon abgehalten.
Sie wurde 92.
Und hat bis zum letzten Tag geschrieben.
Von Kindern, die man nicht auf den Mund küssen soll.
Und anderes Zeugs.
Sie war ein snobistisches Biest, keiner hat ihr eine Träne nachgeweint.
Und nicht mal da konnte sie lachen.
Hem stand in seinen Träumen
In Frauenkleider am Heck
Seines Bootes
Und schob Wasserbomben
In die Keys
Während eine Bande
Von Amazonen
Seine Crew zerstückelte
Und nicht mal da
Konnte er lachen….
Was für eine armes Schwein